Berichte 2018

Sicherheitsstandards im Operationssaal

Perioperatives Qualitätsmonitoring

Am USZ wurde 2015 eine Meldeplattform für potenzielle Lagerungsschäden eingerichtet, damit allfällige Probleme durch die Lagerung auch nach der Operation analysiert werden können. Dabei wird bei jeder Meldung die Frage geklärt, ob durch die Lagerung ein Schaden entstanden sein könnte und wie er zu vermeiden gewesen wäre. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden kontinuierlich und zeitnah gezielte Massnahmen umgesetzt wie die Anpassung von Lagerungs- oder Abdeckmaterial sowie Schulungen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit aller Mitarbeitenden. Im Jahr 2019 fand ein Workshop für Lagerungspflegende mit Fokus auf Vermeidung von Haut- und Nervenschädigungen statt. Es wurde eine systematische Dokumentation der Hautbeurteilung bei der Ein- und Ausschleusung im OP eingeführt.

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 60 Lagerungsprobleme verzeichnet. Bei 49 Meldungen wurden kleinere Hautschäden und leichte Missempfindungen festgestellt, die innerhalb von ein paar Tagen wieder abheilten. Bei elf Fällen waren kleine Wundbehandlungen oder therapeutische Behandlungen von leichten neurologischen Problemen notwendig. Die tiefe Rate von Lagerungsproblemen, die eine Behandlung erforderlich machten, ist 2019 gegenüber 2018 von 0.31 Prozent auf 0.27 Prozent gesunken.

Quelle: Betriebsplattform OP, Christoph Bacher, Leiter, Beate Ninow, Pflegeexpertin BOP

Institut für Anästhesiologie: Postoperatives Monitoring zur Normothermie während der OP

Bei der Normothermie wird gemessen, ob bei einer Operationsdauer von mehr als 60 Minuten die Körperkerntemperatur der Patient*innen innerhalb einer normalen Temperatur gehalten wird. Diese darf nicht unter 36 °C fallen. Die Abweichung der Körperkerntemperatur während einer Operation ist von klinischer Bedeutung, denn sie erhöht die Gefahr von Komplikationen wie Hypoxämie, Infektionen, Kreislaufinstabilität und Gerinnungsstörungen erhöhen

Dieses Ziel der Normothermie wird am USZ seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patientendaten-Monitoring-System PDMS erhoben. Dabei wird der letzte Temperaturwert vor Extubation gewertet.

Die Leitlinie zur Vermeidung perioperativer Hypothermie empfiehlt, dass bei mindestens 70 Prozent der Patientinnen die Körperkerntemperatur am OP-Ende höher als 36 °C sein soll. [1].

Im Jahr 2019 wurden 11’830 Protokolle  in die Auswertung eingeschlossen. Nicht erfasst werden Patienten mit prophylaktischer oder therapeutischer Hypothermie und alle Notfallpatienten/-patientinnen sowie Operationen mit einer kürzeren Operationsdauer als 60 Minuten. Der Anteil der korrekten Einhaltung der Normothermie in allen OP-Abteilungen betrug 86.6 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem geforderten Normwert (1) von 70 Prozent. Damit greifen die Massnahmen des Wärmemanagements, das durch ein interprofessionelles Team aus Ärzt*inne und Pflegefachpersonen eingeführt wurde.

Zu diesem übergreifenden Wärmemanagement gehören:

• Präoperativ: Überprüfen, ob Saaltemperatur ≥ 21 °C beträgt, Vorwärmen des OP-Tischs, Bair Hugger™ bereits bei Einleitung aktiv, Zudecken der Patient*innen.

• Intraoperativ: aktives Wärmen mit passender Bair Hugger™ Wärmedecke, eingestellt zwischen 38 und 43 °C, Wärmen von Infusionen, Blutprodukten und Spüllösungen auf 38 °C.

• Postoperativ: Extubation und Aufwachen des Patienten, wenn die Körperkerntemperatur von 36 °C erreicht ist, vorgewärmtes Patientenbett, weiterhin aktive Wärmung und pharmakologische Behandlung von Shivering (Kältezittern).

• Spezielle zusätzliche Massnahmen bei Kindern.

 

Die Vitalparameter aller Patienten werden im OP und im Aufwachraum kontinuierlich bestimmt. Die Effizienz der Massnahmen zur Erhaltung einer physiologischen Körperkerntemperatur lässt sich ausschliesslich in der frühen postoperativen Phase erfassen. Durch die postoperative Überwachung ist bei Abweichungen von normalen Werten vor der Verlegung der Patientinnen und Patienten auf die Bettenstation ein schnelles Eingreifen möglich.

Muskelzittern nach Operationen, sogenanntes postoperatives Shivering, ist ein häufiges unerwünschtes Ereignis in der postoperativen Phase. Überwiegend tritt das postoperative Shivering als thermoregulatorische Antwort auf eine perioperative Hypothermie auf.

Über den Beobachtungszeitraum der letzten drei Jahre ist der Anteil der Patienten gesunken, die bei Ankunft in den Aufwachstationen unwillkürlich vor Kälte zitterten («Shivering») und im Vergleich zum Rumpf sehr kalte Extremitäten («Zentralisation») hatten.

Postoperatives Monitoring zur Normothermie

Quelle: Institut für Anästhesiologie, Prof. Dr. Donat R. Spahn, Institutsdirektor, PD Dr. Bastian Grande, Dr. Michael Tucci, Benjamin Albiez, Pflegeexperte

Anteil Körperkern- temperatur >36.0 C in % Anteil Muskelzittern in % Anteil sehr kalte Extremitäten in %
2019 86.6 1.2 0.2
2018 63 Stichproben: Beobachtungen während der OP durch das Team der Spitalhygiene 1.7 0.5
2017 58 Stichproben: Beobachtungen während der OP durch das Team der Spitalhygiene 1.6 0.6

Für detaillierte Tabellenansicht

Referenzen:

[1] Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2014). S3 Leitlinie Vermeidung von intraoperativer Hypothermie. Version 8 vom 30.08.2014. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001-018l_S3_Vermeidung_perioperativer_Hypothermie_2014-05.pdf [Stand: 22.05.2018]