Institut für Anästhesiologie: Postoperatives Monitoring zur Normothermie während der OP
Bei der Normothermie wird gemessen, ob bei einer Operationsdauer von mehr als 60 Minuten die Körperkerntemperatur der Patient*innen innerhalb einer normalen Temperatur gehalten wird. Diese darf nicht unter 36 °C fallen. Die Abweichung der Körperkerntemperatur während einer Operation ist von klinischer Bedeutung, denn sie erhöht die Gefahr von Komplikationen wie Hypoxämie, Infektionen, Kreislaufinstabilität und Gerinnungsstörungen erhöhen
Dieses Ziel der Normothermie wird am USZ seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patientendaten-Monitoring-System PDMS erhoben. Dabei wird der letzte Temperaturwert vor Extubation gewertet.
Die Leitlinie zur Vermeidung perioperativer Hypothermie empfiehlt, dass bei mindestens 70 Prozent der Patientinnen die Körperkerntemperatur am OP-Ende höher als 36 °C sein soll. [1].
Im Jahr 2019 wurden 11’830 Protokolle in die Auswertung eingeschlossen. Nicht erfasst werden Patienten mit prophylaktischer oder therapeutischer Hypothermie und alle Notfallpatienten/-patientinnen sowie Operationen mit einer kürzeren Operationsdauer als 60 Minuten. Der Anteil der korrekten Einhaltung der Normothermie in allen OP-Abteilungen betrug 86.6 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem geforderten Normwert (1) von 70 Prozent. Damit greifen die Massnahmen des Wärmemanagements, das durch ein interprofessionelles Team aus Ärzt*inne und Pflegefachpersonen eingeführt wurde.
Zu diesem übergreifenden Wärmemanagement gehören:
• Präoperativ: Überprüfen, ob Saaltemperatur ≥ 21 °C beträgt, Vorwärmen des OP-Tischs, Bair Hugger™ bereits bei Einleitung aktiv, Zudecken der Patient*innen.
• Intraoperativ: aktives Wärmen mit passender Bair Hugger™ Wärmedecke, eingestellt zwischen 38 und 43 °C, Wärmen von Infusionen, Blutprodukten und Spüllösungen auf 38 °C.
• Postoperativ: Extubation und Aufwachen des Patienten, wenn die Körperkerntemperatur von 36 °C erreicht ist, vorgewärmtes Patientenbett, weiterhin aktive Wärmung und pharmakologische Behandlung von Shivering (Kältezittern).
• Spezielle zusätzliche Massnahmen bei Kindern.
Die Vitalparameter aller Patienten werden im OP und im Aufwachraum kontinuierlich bestimmt. Die Effizienz der Massnahmen zur Erhaltung einer physiologischen Körperkerntemperatur lässt sich ausschliesslich in der frühen postoperativen Phase erfassen. Durch die postoperative Überwachung ist bei Abweichungen von normalen Werten vor der Verlegung der Patientinnen und Patienten auf die Bettenstation ein schnelles Eingreifen möglich.
Muskelzittern nach Operationen, sogenanntes postoperatives Shivering, ist ein häufiges unerwünschtes Ereignis in der postoperativen Phase. Überwiegend tritt das postoperative Shivering als thermoregulatorische Antwort auf eine perioperative Hypothermie auf.
Über den Beobachtungszeitraum der letzten drei Jahre ist der Anteil der Patienten gesunken, die bei Ankunft in den Aufwachstationen unwillkürlich vor Kälte zitterten («Shivering») und im Vergleich zum Rumpf sehr kalte Extremitäten («Zentralisation») hatten.