Berichte 2018

Transplantationszentrum am USZ

Seit 1964 werden im USZ Organe transplantiert. Bei Organtransplantationen sind sehr viele verschiedene Fachpersonen und Dienste involviert. Vor elf Jahren wurde deshalb das Transplantationszentrum gegründet, um Synergien zu nutzen und Schnittstellen zu optimieren.

Das Transplantationszentrum Zürich ist das grösste der insgesamt sechs Schweizer Zentren. Ein Drittel aller Transplantationen in der Schweiz wird am USZ durchgeführt.

Anzahl transplantierter Organe in 2019

Quelle: The Swiss Transplantation Cohort Study, Annual Report, www.stcs.ch

Im Jahr 2019 wurden im USZ insgesamt 192 solide Organe transplantiert (2018: 196). Leider sind 22 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für Organtransplantationen verstorben (2018: 32).

Jede Transplantation ist inhärent mit einem gewissen Risiko assoziiert. Es geht also immer darum, eine sorgfältige Abwägung zwischen der limitierten Verfügbarkeit von Organen und dem Wohl eines Patienten, einer Patientin zu treffen. Eine «Adjustierung» mittels «Auswahl» der möglichen «Risiken» und der daraus resultierenden Ablehnung der Aufnahme auf die Warteliste stellt bei einer zu strikten Auslegung eine existenzielle Entscheidung für betroffene Patient*innen dar. Im Hinblick auf eine faire Chance für alle Patientinnen und Patienten sind diese Überlegungen immer sehr anspruchsvoll.

 

Schweizer Cross-Over-Nierentransplantationsprogramm

Die Zunahmen von verschiedenen Nierenerkrankungen im Endstadium, der Mangel an Nieren von verstorbenen Spendern und ein besseres Ergebnis für Empfängerinnen und Empfänger von Nieren von lebenden Spender*innen haben viele Zentren weltweit veranlasst, nationale Überkreuz-Lebendniere-Spenden zu ermöglichen. Dabei erfolgt landesweit eine Suche von passenden Spendern für die Empfänger, die selbst inkompatibel mit ihrem Spender sind. Im günstigen Fall, wenn man kompatible Spender findet, können inkompatiblen Paare über Kreuz mit einem anderen inkompatiblen Paar transplantiert werden. Dieses Vorgehen kann sogar auf mehrere Paare erweitert werden.

Im Jahr 2019 wurde auch in der Schweiz ein solches Programm, das nationale Cross-Over-Nierentransplantationsprogramm (Kidney Paired Donation Switzerland KiPaDoS) gestartet. In das Programm werden medizinisch geeignete, aber immunologisch nicht passende Spender-Empfänger-Paare in einen Pool aufgenommen, um passende neue Paare zu finden und so einen Austausch der Nierenspender zu ermöglichen.

Massgeblich verantwortlich für die Erstellung der ersten schweizweiten Richtlinien für Lebendnierenspender im Cross-Over-Programm war Prof. Thomas Müller vom USZ. Im Oktober 2019 wurden erstmals 14 Paare ins Programm aufgenommen. Alle sechs Transplantationszentren der Schweiz nahmen daran teil. Im Berichtsjahr wurden in den Zentren von Bern und Zürich eine Überkreuzspende und Transplantation von zwei Paaren durchgeführt. Die Nieren wurden in beiden Zentren zeitgleich morgens entnommen und konnten nach dem Transport ins Empfängerzentrum am gleichen Nachmittag transplantiert werden.

2019 wurden im USZ 91 Nieren transplantiert, davon waren 20 Lebendnierentransplantationen. Die erhöhte Überlebensrate nach einer Nieren-Lebendspende zeigt sich in der schweizerischen Kohortenstudie (siehe Grafik Swiss Transplantation Cohort Study). Die Mortalität zehn Jahre nach Nierentransplantation/-Lebendspende betrug für alle Zentren 13.3 Prozent gegenüber 22.9 Prozent nach Nierentransplantation aus einer Leichenspende.

Quelle: The Swiss Transplantation Cohort Study, Annual Report, www.stcs.ch

«Donor Care Association»-Programm: Organspende Interkantonal

Im Jahr 2012 wurde der Organspendeprozess vom Organempfängerprozess getrennt. Dieses Vorgehen hat sich ausserordentlich bewährt. Das Team der Donor Care Association (DCA) am USZ verantwortet das Management der Organspende: Spender, Abläufe, Angehörige, Unterstützung des Behandlungsteams, Schulung und Vertretung der Belange auf nationaler Ebene. Ein mehrköpfiges Team inklusiv einem ärztlichen Leiter betreuen rund um die Uhr die Organspender in 22 Partnerspitälern aus sechs Kantonen.

Im Jahr 2019 konnten bei rund 100 detektierten Abklärungen 43 Spender*innen rekrutiert werden. Knapp drei Viertel davon stammen aus dem USZ und ein Viertel aus den anderen Netzwerkspitälern. Insgesamt sind rund 100 Patienten und Patientinnen mit infauster Prognose durch die Donor Care Manager evaluiert worden. Bei medizinisch häufig äusserst komplexen Situationen sind teilweise mehrtägige Abklärungen notwendig. Daran beteiligt sind Mitarbeitende aus diversen Fachgebieten.

Im Berichtsjahr wurde zum ersten Mal ein Audit durch eine Delegation des «Comité National du Don d’Organes (CNDO)» durchgeführt. Dabei wurde dem DCA-Team am USZ attestiert, dass es alle im evaluierten Zeitraum (2018) möglichen Spender*innen nach primärem Hirntod eingeschlossen hat.

Quelle: Transplantationszentrum USZ, Prof. Dr. Nicolas Müller, Direktor, Ursula Schäfer, Qualitätsmanagerin