Die Punktprävalenz von im Spital erworbenem Dekubitus lag bei 5.3 Prozent. Die systematische Hautinspektion zeigte also bei rund jeder 20. Patientin bzw. jedem 20. Patienten eine lokal begrenzte Haut-/Gewebeschädigung. Bei mehr als 80 Prozent handelte es sich dabei um nicht wegdrückbare Rötungen oder Teilverluste der Haut (Kategorie I–II). Der 2018 festgestellte Anstieg bestätigte sich 2019.
Die Periodenprävalenz von im Spital ereigneten Stürzen lag bei 4.9 Prozent; während der letzten 30 Tage war also rund jede 20. Patientin bzw. jeder 20. Patient von einem Sturzereignis betroffen. In jenem Drittel mit Verletzungen (n=8) sind minimale Verletzungen wie Blutergüsse am häufigsten. Obwohl im Vergleich zum Vorjahr besonders bei Patient*innen mit Sturzrisiko mehr Interventionen zur Sturzprävention durchgeführt wurden, stieg die Sturzrate markant an. Eine Erklärung dafür liegt in der um 1.3 Tage längeren Aufenthaltsdauer zum Messzeitpunkt: Je länger die Aufenthaltsdauer, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Sturzereignisses.
Als Reaktion auf die Zunahmen wurde bereits im Jahr 2018 ein monatliches Reporting initiiert und 2019 etabliert. Dadurch sind zeitnahe, abteilungsspezifische und daher besonders wirkungsvolle Massnahmen möglich. Gezielte Fach- und Mitarbeiterentwicklung sowie ein durchgängiges Zielsystem schaffen Orientierung und Verbindlichkeit.
Patient*innen dürfen am USZ auf einen systematischen und reflektierten Umgang mit den Risiken von Dekubitus und Sturz vertrauen. Gezielte Fach- und Mitarbeiterentwicklung sowie ein durchgängiges Zielsystem schaffen Orientierung und Verbindlichkeit. Der Pflegeprozess stellt sicher, dass entsprechend der klinischen Expertise der Pflegefachpersonen den Anliegen der Patient*innen Rechnung getragen sowie gemäss dem Stand der Forschung und Kontextfaktoren individuelle Risiken erkannt und mit geeigneten Massnahmen angegangen werden.
Datenqualität
Der betriebliche, nationale und internationale Vergleich setzt eine hohe Datenqualität der Messung voraus. Das methodische Vorgehen ist international langjährig erprobt. Validierte Fragebogen-Instrumente und die Datenerhebung durch je eine abteilungseigene und -fremde Pflegefachperson tragen zu gültigen und verlässlichen Daten bei.
Die Frage inwieweit die Erhebungsmethode korrekt umgesetzt wird, wurde bisher nicht untersucht. Umso mehr begrüsste das USZ die neu von ANQ beauftragten externen Audits und liess sich im Rahmen eines Pilot-Audits durch SanaCERT Suisse auditieren.
Zwei unabhängige Auditorinnen bestätigten, dass das USZ die Erhebungsmethode korrekt und insbesondere die zur Detektion von Dekubitus entscheidende systematische Hautinspektion vorbildlich umsetzt. Konkrete Empfehlungen zur Prozessoptimierung können schon ab 2020 umgesetzt werden. Neu ist zum Beispiel die Integration von Studierenden in die Messteams reguliert.
Referenzen
¹ European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP), National Pressure Injury Advisory Panel (NPIAP) & Pan Pacific Pressure Injury Alliance (PPPIA). (2009). Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide Prag: National Pressure Ulcer Advisory Panel. Retrieved from https://www.epuap.org/wp-content/uploads/2016/10/qrg_prevention_in_german.pdf
² Kellogg International Work Group on the Prevention of Falls by the Elderly. (1987). The Prevention of Falls in Later Life. A Report of the Kellogg International Work Group on the Prevention of Falls by the Elderly. (4), 1–24. Retrieved from https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3595217/
³ van Nie-Visser, N., Schols, J., Meesterberends, E., Lohrmann, C., Meijers, J., & Halfens, R. (2013). An International Prevalence Measurement of Care Problems: Study Protocol. Journal of Advanced Nursing, 69(9), e18–29. doi:10.1111/jan.12190