Berichte 2018

Klinik für Viszeralchirurgie

Postoperative Komplikationen haben nicht nur grossen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten, sondern sind auch verantwortlich für einen Grossteil der chirurgischen Kosten. Der Klinik ist es daher ein grosses Anliegen, operative Resultate stetig zu verbessern. Die standardisierte Einteilung von Komplikationen, die Clavien-Dindo-Klassifikation, wurde 2004 publiziert und ist heute das weltweit meistverwendete Einteilungssystem von chirurgischen Komplikationen.

Auf Basis der Clavien-Dindo-Klassifikation wurde in der Klinik für Viszeralchirurgie ein neuer Index entwickelt, der Compehensive Complication Index (CCI®). Der CCI® erfasst alle Komplikationen, auch nach dem Austritt des Patienten und drückt sich in einer Zahl zwischen 0 und 100 aus (0 = keine Komplikation, 100 =Tod des Patienten). Dieser Index dient als wichtiger Outcome-Endpunkt bei Benchmarking-Untersuchungen.

Benchmarking in der Chirurgie

Zur chirurgischen Qualitätsverbesserung wird neu das Konzept des Benchmarkings umgesetzt. Man bestimmt dabei ein Resultat, das man gerne verbessern möchte, zum Beispiel die Morbidität nach Lebertransplantationen. Zuerst wird die Benchmark erstellt, das heisst es werden für die spezifische Operation die Patient*innen mit dem zu erwartenden besten Resultat herausgefiltert. Für den Vergleich ausgewählt werden Patienten mit wenig Begleiterkrankungen, die von Spezialisten in Zentrumsspitälern operiert werden. Die postoperativ aufgetretenen Komplikationen ergeben dann die Benchmark, an der sich einzelne Chirurgen oder Spitäler messen können. Somit werden anonym ungenügende Resultate entdeckt und die involvierten Prozesse können überprüft und verbessert werden.

In der Klinik für Viszeralchirurgie wurden für Leberoperationen, Lebertransplantationen, minimal-invasive Speiseröhrenoperationen und Bauchspeicheldrüsenoperationen sowie für die bariatrische Chirurgie Benchmarks gesetzt.

Das Konzept des Benchmarkings hat zu Änderungen im chirurgischen Alltag der Viszeralchirurgen geführt. Seit einigen Jahren schon wird jede aufgetretene Komplikation konsequent bis zum Austritt des Patienten prospektiv erhoben. Patientinnen und Patienten mit einem komplizierten Verlauf nach einer Operation werden an den wöchentlichen Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen besprochen. Denn nur im offenen Umgang mit Komplikationen kann das beste Resultat für die Patienten erreicht werden.

Die Benchmarkwerte sind in der folgenden Tabelle für die bariatrische Chirurgie exemplarisch dargestellt.

Komplikationsraten USZ – Benchmarkwerte für die bariatrische Chirurgie

Quelle: Klinik für Viszeralchirurgie, Prof. Dr. Pierre-Alain Clavien, Klinikdirektor, PD Dr. Diana Vetter

CCI® bei Spitalaustritt CCI® nach 30 Tagen Monate CCI® nach 90 Tagen
Magenbypass (n=184) 1.9 4.6 9.7
Schlauchmagen (n=17) 3.2 3.2 5.2
CCI® bei Spitalaustritt CCI® nach 30 Tagen Monate
1.9 4.6

Für detaillierte Tabellenansicht

Der CCI® ist insgesamt sehr tief, was auf tiefe Komplikationsraten hinweist: Ein CCI® von 8 entspricht einer Grad-1-Komplikation, eine solche Komplikation kann zum Beispiel mit einer Gabe von oralem Kalium oder Calcium therapiert werden. Die Klinik für Viszeralchirurgie als Urheber des CCI® erfasst sämtliche Komplikationen, auch niedrig-gradige, akribisch genau. Die Erfassung von Komplikationen über die Zeit ist relevant. Insbesondere bei grösseren Operationen hat ein wesentlicher Teil der Patient im Verlauf von 30 bzw. 90 Tagen nach der Operation weitere Komplikationen, deren Erfassung für die Qualitätserfassung wichtig sind.

 

Referenzen:

  1. Classification of Surgical Complications – A new proposal with evaluation in a cohort of 6336 patients and results of a survey, Daniel Dindo et al, Ann Surg 2004.
  2. The Clavien-Dindo Classification of Surgical Complications – five-year experience, Pierre-Alain Clavien et al, Ann Surg 2009.
  3. The Comprehensive Complication Index, Clavien P-A., Slankamenac K., et al, Ann Surg 2017
  4. Improving Surgical outcomes through benchmarking. Roxane D Staiger et al., British Journal of Surgery 2019
  5. Defining benchmarks for transthoracic esophagectomy: a multicenter analysis of total minimally invasive esophagectomy in low risk patients. HennerSchmidt et al, Ann Surg 2017