Im Jahr 2019 wurden im USZ insgesamt 192 solide Organe transplantiert (2018: 196). Leider sind 22 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für Organtransplantationen verstorben (2018: 32).
Jede Transplantation ist inhärent mit einem gewissen Risiko assoziiert. Es geht also immer darum, eine sorgfältige Abwägung zwischen der limitierten Verfügbarkeit von Organen und dem Wohl eines Patienten, einer Patientin zu treffen. Eine «Adjustierung» mittels «Auswahl» der möglichen «Risiken» und der daraus resultierenden Ablehnung der Aufnahme auf die Warteliste stellt bei einer zu strikten Auslegung eine existenzielle Entscheidung für betroffene Patient*innen dar. Im Hinblick auf eine faire Chance für alle Patientinnen und Patienten sind diese Überlegungen immer sehr anspruchsvoll.
Schweizer Cross-Over-Nierentransplantationsprogramm
Die Zunahmen von verschiedenen Nierenerkrankungen im Endstadium, der Mangel an Nieren von verstorbenen Spendern und ein besseres Ergebnis für Empfängerinnen und Empfänger von Nieren von lebenden Spender*innen haben viele Zentren weltweit veranlasst, nationale Überkreuz-Lebendniere-Spenden zu ermöglichen. Dabei erfolgt landesweit eine Suche von passenden Spendern für die Empfänger, die selbst inkompatibel mit ihrem Spender sind. Im günstigen Fall, wenn man kompatible Spender findet, können inkompatiblen Paare über Kreuz mit einem anderen inkompatiblen Paar transplantiert werden. Dieses Vorgehen kann sogar auf mehrere Paare erweitert werden.
Im Jahr 2019 wurde auch in der Schweiz ein solches Programm, das nationale Cross-Over-Nierentransplantationsprogramm (Kidney Paired Donation Switzerland KiPaDoS) gestartet. In das Programm werden medizinisch geeignete, aber immunologisch nicht passende Spender-Empfänger-Paare in einen Pool aufgenommen, um passende neue Paare zu finden und so einen Austausch der Nierenspender zu ermöglichen.
Massgeblich verantwortlich für die Erstellung der ersten schweizweiten Richtlinien für Lebendnierenspender im Cross-Over-Programm war Prof. Thomas Müller vom USZ. Im Oktober 2019 wurden erstmals 14 Paare ins Programm aufgenommen. Alle sechs Transplantationszentren der Schweiz nahmen daran teil. Im Berichtsjahr wurden in den Zentren von Bern und Zürich eine Überkreuzspende und Transplantation von zwei Paaren durchgeführt. Die Nieren wurden in beiden Zentren zeitgleich morgens entnommen und konnten nach dem Transport ins Empfängerzentrum am gleichen Nachmittag transplantiert werden.
2019 wurden im USZ 91 Nieren transplantiert, davon waren 20 Lebendnierentransplantationen. Die erhöhte Überlebensrate nach einer Nieren-Lebendspende zeigt sich in der schweizerischen Kohortenstudie (siehe Grafik Swiss Transplantation Cohort Study). Die Mortalität zehn Jahre nach Nierentransplantation/-Lebendspende betrug für alle Zentren 13.3 Prozent gegenüber 22.9 Prozent nach Nierentransplantation aus einer Leichenspende.